Häufige Fragen / FAQ
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Wer sind die Ahmadis?
Die Ahmadis (Ahmadīs – als Gemeinschaft die Ahmadiyya genannt) sind eine Gruppe von Muslimen, die glauben, dass Mirzā Ghulām Ahmad von Qādiyān im Pandschāb (Nord-Indien), der dort vor etwa 120 Jahren eine neue muslimische Gemeinschaft begründete, der von Gott verheißene Erneuerer des Islams, ja sogar der erwartete Messias war. Eine Gruppe glaubt sogar, dass er nicht nur im geistigen Sinne die Wiederkunft Jesu verkörperte, sondern dass er tatsächlich ein Prophet war, der göttliche Offenbarungen empfing. Diese Richtung wird nach ihren wichtigsten Städten als Rabwah- oder Qādiyān-Gruppe der Ahmadiyya bezeichnet. (Ihre Gegner nennen sie daher Qādiyānīs.) Ihre offizielle Bezeichnung ist Ahmadiyya Muslim Jamaat (Ahmadiyya Muslim Dschamā‘at – „Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde“, abgekürzt AMJ).
Eine andere Richtung – die Lahori-Gruppe – bestreitet jedoch, dass Mirzā Ghulām Ahmad sich zum Propheten erklärt habe, aber auch ihnen gilt er als der verheißene Messias. Der genaue Name dieser Gruppe lautet Ahmadiyya Anjuman Isha'at Islam Lahore (Ahmadiyya Andschuman-i Ischā‘at-i Islām Lāhaur, das heißt „Ahmadiyya-Gesellschaft zur Verbreitung des Islams, Lahore“, abgekürzt AAIIL)
Durch diese unorthodoxen Glaubensansichten gerieten die Ahmadis ins Abseits und werden von „orthodoxen“ Muslimen oft als außerhalb des Islams stehend betrachtet (so z.B. offiziell in Pakistan, wo ihnen das Gesetz untersagt, sich Muslime zu nennen!), ist es doch allgemein islamische Überzeugung, dass Muhammad der letzte Prophet war. Der Unterschied zwischen der Auffasssung der großen Mehrheit der Muslime und der speziellen Lehre der Ahmadiyya Muslim Dschamā‘at liegt also in der Interpretation des Begriffs „Siegel der Propheten“ im Koran (Sure 33, Vers 40)
Die Ahmadis sind seit langem missionarisch in Deutschland aktiv und haben insgesamt drei deutsche Koranübersetzungen veröffentlicht – darunter den Berliner Koran von Maulana Sadr-ud-Din, einem Gelehrten des Lahori-Zweiges: Der Koran, Arabisch-Deutsch, Übersetzung, Einleitung und Erklärung, Berlin 1939; Zweite Ausgabe Berlin 1964. (Von dieser zweiten Ausgabe tauchte vor einigen Jahren ein immer noch mit „1964“ datierter fotomechanischer Nachdruck auf, inzwischen soll eine offizielle „dritte“ Auflage erschienen sein.) Diese Koranausgabe war nicht nur die erste deutsche Koranübersetzung eines Muslims, sondern auch der erste arabisch-deutsche Korandruck. Die Lahori-Ahmadiyya-Gemeinde besitzt noch heute die Moschee in Berlin-Wilmersdorf, allerdings scheinen die Aktivitäten nahezu erloschen.
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (siehe oben, oft Qādiyānīs genannt) ist in Deutschland sehr aktiv, unter anderem auch durch Moscheebau. Ihre arabisch-deutsche Koranausgabe Der Heilige Qur-ân ist seit 1954 auf dem Buchmarkt erhältlich.
Hinsichtlich ihrer Glaubenslehren sind, wenn man von einigen wenigen Sonderlehren, wie den oben genannten, absieht, die Ahmadis gewöhnliche Muslime, deren religiöse Praxis sich von anderen (sunnitischen) Muslimen nicht unterscheidet (sie folgen z.B. überwiegend der hanafitischen Rechtsschule). Dort, wo sie als Ahmadis wahrgenommen werden, gelten sie anderen Muslimen oft als Sekte, was allerdings eher politische Gründe hat und auf mangelnder Kenntnis beruht. In Pakistan, woher die meisten Ahmadis stammen, werden sie unterdrückt, so dass viele das Land verlassen haben. Die Führung der AMJ (derzeit mit dem „Kalifen des Messias“, Mirza Masroor Ahmad, an der Spitze) befindet sich seit den 1980-er Jahren in London, die der Lahori-Richtung in Lahore, Pakistan.
Moschee in Berlin-Wilmersdorf (erbaut 1924-1927)
Zur Geschichte der Berliner Moschee siehe die Dokumentation Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa