Die dem Gesagten zuhören und dann dem Besten davon folgen. Das sind diejenigen, die Gott rechtgeleitet, und sie sind es, die Verstand haben.
Islam, Koran Sure 39:18

Prüft alles, das Gute behaltet!
Christentum, 1. Brief an die Thessalonicher 5:21

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"Religion stößt zunehmend auf Ablehnung"

Nach Einschätzung der Münsteraner Sozialethikerin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins gerät die Religionsfreiheit zunehmend unter Druck. Immer häufiger stoße Religion in der Öffentlichkeit auf Unverständnis und Ablehnung, bis hin zur Aggression. „In einer zunehmend säkularen und pluralen Gesellschaft ist das Recht auf Religionsfreiheit nicht mehr selbstverständlich“, schreibt die Forscherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster in einer neuen Studie. „Welche Güter es schützen soll, darüber besteht keineswegs Konsens.“ Als Beispiele nennt sie Streit um Symbole wie Kopftuch, Burka, Kruzifixe und Moscheen, um Blasphemie-Vorwürfe und die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts. In solchen Konflikten zeige sich, wie stark in der Öffentlichkeit, Justiz und Politik das Verständnis für die Bedeutung des Religiösen schwinde.

Religionsgemeinschaften sollten sich für die Religionsfreiheit aller einsetzen sowie die Bedeutung ihrer religiösen Praktiken gegenüber Nicht- und Andersgläubigen transparent und glaubwürdig erläutern. „Sie sollten öffentlich Rechenschaft darüber abgeben, was ihnen selbst im Sinne der Religionsfreiheit als schützenswert erscheint“, unterstreicht die katholische Theologin. Andernfalls würden Grenzen des Verstehens zu „Quellen von Misstrauen und Argwohn gegenüber der Sozialverträglichkeit der Religion.“

Die Sozialethikerin hebt hervor, in einer religiös vielfältigen Gesellschaft könne der soziale Frieden nicht ohne das Recht auf Religionsfreiheit bestehen. Für ein friedliches Miteinander brauche die Gesellschaft eine Ordnung, die die Freiheit weltanschaulicher Überzeugungen und religiöser Bekenntnisse schütze, und eine Kultur der Toleranz gegenüber Andersdenkenden. „Indem Religionsfreiheit jedem Menschen das Recht auf Bekenntnisfreiheit und freie Religionsausübung bietet, kann sie ein friedliches Miteinander fördern.“ Die laizistische Forderung, Religion ins Private zu abzudrängen, führe hingegen zu sozialer und kultureller „Verarmung“ der modernen Gesellschaft.

Die Wissenschaftlerin ist Professorin für Christliche Sozialwissenschaften und Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Uni Münster. Ihre Studie trägt den Titel “Religionsfreiheit. Ein Menschenrecht unter Druck“ und ist in diesem Jahr veröffentlicht worden.

Im Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) forschen rund 200 Wissenschaftler aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und elf Ländern. Sie untersuchen das komplexe Verhältnis zwischen Religion und Politik von der Antike bis zur Gegenwart und von Lateinamerika über Europa bis in die arabische und asiatische Welt. Es ist der bundesweit größte Forschungsverbund dieser Art und von den deutschlandweit 43 Exzellenzclustern der einzige zum Thema Religionen.

12.12.2012