Aktuelles
Vorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat befürwortet den interreligiösen Dialog
Bericht über die Jalsa Salana Deutschland 2010
Auf dem Maimarkt-Gelände in Mannheim fand am vergangenen Wochenende, 25. bis 27. Juni 2010, die 35. deutsche Jahresversammlung (Jalsa Salana [Urdu: „jährliche Sitzung“) der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) statt. Zu diesem Treffen kamen 30.000 Menschen, fast alle Angehörige der Ahmadiyya-Gemeinschaft, aber es wurden auch zahlreiche Gäste willkommen geheißen. Es handelt sich hierbei weniger um eine Arbeitssitzung oder einen Kongress als vielmehr um ein religiöses Treffen, auf dem spirtuelle Unterweisung, Gebet und der Vortrag religiöser Dichtung (nazm, na‘t) die Hauptrolle spielen. Frauen und Männer sind auf dem Veranstaltungsgelände, abgesehen von den Teilnahmemöglichkeiten für Gäste, fast gänzlich getrennt.
Für die meist aus Pakistan stammenden Ahmadis, die stolz darauf sind, das größte muslimische Treffen in Deutschland überhaupt auszurichten, ist besonders bedeutend, dass ihr geistiges Oberhaupt, der „5. Nachfolger des Messias“, Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, persönlich anwesend war. Der 59-Jährige Kalif lebt wie auch schon sein Vorgänger aufgrund der Bedrückung der Ahmadis in Pakistan im Londoner Exil . Sehr erfreulich war, dass Masroor Ahmad am Samstag Nachmittag eine englische Ansprache speziell für die Gäste hielt. Er sagte, dass Weltfrieden nur im Glauben an den einen Gott möglich sei.
A. Wagishauser (li.) mit M. Masroor Ahmad (re.)
Die meisten anderen Vorträge auf diesem Treffen wurden in Urdu gehalten; es gab jedoch Kopfhörer mit Live-Übersetzung. (Urdu, eine nordindische Literatursprache, ist Bildungssprache für die meisten nordindischen und pakistanischen Muslime, auch jene, die andere Sprachen wie z.B. Punjabi als Muttersprache haben.)
Bei einer Fragestunde, ebenfalls am Samstag Nachmittag, in der der Schriftsteller Hadayatullah Hübsch und der Vorsitzende (Amīr) der AMJ in Deutschland, Abdullah Wagishauser, die Fragen der Gäste beantworteten, sagte letzterer auf die Frage nach der Stellung der Ahmadis zum Dialog und ob die Ahmadis auch am inner-islamischen Dialog interessiert seien, sinngemäß folgendes:
„Dialog ist das Anliegen der Ahmadiyya seit sie in Deutschland aktiv ist. Wir veranstalten Dialoge schon seit ca. 1960 in der Frankfurter Nuur-Moschee. Wir sind bemüht, Foren für Kommunikation zu schaffen und ein solches Dialogforum ist für uns der Tag der Religionsstifter. Die Menschen sollen voneinander lernen, indem sie verschiedene Glaubensrichtungen kennenlernen und versuchen, Vorurteile abzubauen.
Andere Muslime tun sich oft schwer, wenn es um uns Ahmadis geht, aber aber in den letzten zehn Jahren gab es viele inoffizielle und offizielle Dialoge mit islamischen Verbänden. Man muss über Differenzen sprechen können. Schließlich herrscht in Deutschland Religionsfreiheit, was ja für viele islamische Länder nicht gilt.
Mit Waffen kann man nur Territorien gewinnen, aber keine Herzen; diese können nur durch Liebe erobert werden, nicht durch Gewalt und Terror.“
Wagishauser betonte den Willen der Ahmadiyya Muslim Jamaat, mit unterschiedlichen religiösen und politischen Gruppen zusammenzuarbeiten, auch mit den Kirchen.
Bei dem vom Amīr als Beispiel genannten Tag der Religionsstifter, den einige Ahmadi-Gemeinden einmal im Jahr veranstalten, werden Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften in die Moschee eingeladen, um Vorträge über ihre jeweilige Religion und deren Begründer zu halten, also etwa Mose, Jesus, Buddha und Muhammad. Dadurch soll gegenseitiges Verständnis der Menschen ermöglicht und das interreligiöse Gespräch angeregt werden.
Die Ahmadis lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich als eine besonders vorbildliche muslimische Gemeinschaft betrachten, und sind sehr bemüht, ihre Gäste zu umsorgen. In welcher Weise die Ahmadiyya, die in der deutsch-muslimischen Landschaft eine Sonderrolle spielt, auch wirklich eine gleichberechtigte Sängerin im Chor der Muslime Deutschlands werden kann, bleibt abzuwarten. Der Verfasser dieser Zeilen hofft, dass auch hier die Muslime unterschiedlicher Richtungen aufeinander zugehen.
Andreas Ismail Mohr
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Die Jalsa Salana hat eigene Homepage.
Über die beiden Richtungen der Ahmadiyya siehe Wer sind die Ahmadis?
30.06.2010