Literatur
Mohagheghi, Hamideh und Steinwede, Dietrich
SEIN sind die schönsten NAMEN
Texte des Koran in einfacher Sprache
Patmos-Verlag und Der Schwabenverlag AG,
Ostfildern, 2011
Gebunden (Format 22, x 14, cm).
165 Seiten, vierfarbig,17,90 €
ISNB 978-3-8436-0002-6
Der Koran, arabisch al-Qur'an, "das zu Lesende", das dem Propheten Muhammad in arabischer Sprache durch den Engel Gabriel offenbarte Wort Gottes, ist keine fortlaufende Erzählung, sondern in seiner Gesamtheit vergleichbar einem Gespräch zwischen Gott und Muhammad und den Menschen, die hinter Muhammad stehen. Und das Gespräch geht hin und her mit Fragen und Botschaften, die zum Teil aus Anlässen und Situationen erstanden. In vielen Surenteilen spricht Gott auch zu den Propheten, z.B. zu Abraham oder zu Mose. Er spricht aber gleichzeitig über sie hinaus zu Muhammad und dessen Gemeinde. Aus diesen Gesprächen gehen grundlegende Fragen und Antworten über das Leben mit Gott hervor und gestalten sich zur Rechtleitung, zur Glaubenslehre und zu den religiösen Pflichten.¹ Vergleichbar mit Predigten werden viele Gedanken nur knapp und kurz, sehr verdichtet ausgesprochen, oder sie werden mit Verweisen auf bereits Bekanntes wiederholt. Die Übergänge von einem Gedanken zum anderen in ihrer verdichteten Form sind nicht immer sofort erkennbar. Der Koran ist deshalb nicht leicht lesbar.
Weil der Koran In arabischer Sprache offenbart wurde, wird er von den Gläubigen während der rituellen Gebete und Handlungen arabisch rezitiert. Dennoch bedarf es zum inhaltlichen Verständnis für viele Muslime der Welt, die des Arabischen nicht mächtig sind, der Übersetzung in andere Sprachen.
Für das vorliegende Buch wurden die deutschen Koranausgaben Der Koran, übersetzt und kommentiert von Adel Theodore Khoury (Gütersloh 2007) und Die Botschaft des Koran, übersetzt und erläutert von Muhammad Asad (Düsseldorf 2009) sowie der Heilige Koran, aus dem Englischen übersetzt von Dr. Peter Willmer und kommentiert von Malauna Ali (Dublin/Ohio 2006) benutzt.
Das muslimisch, christliche Autorenteam hat seinem bereits 2010 erschienenen Buch Was der Koran uns sagt. Für Kinder in einfacher Sprache das vorliegende Buch für Erwachsene zugesellt. Auch hier wurde - um des besseren Verstehens willen - eine weiterführende, gleichzeitig vorsichtig interpretierende sprachliche Bearbeitung vorgenommen. Wesentliche Glaubensaussagen des Koran zu bestimmten Themen wurden neu zusammen geführt, so dass eine lesbare Abfolge zustande kam. Die Eröffnende steht vor den drei großen Kapiteln:
Gott und seine Schöpfung
Gesandte und Propheten und
Im Glauben leben.
Dietrich Steinwede erzählt in gebundener Sprache, um dem arabischen Text nahe zu kommen. Er benutzt kurze, aneinandergereihte Hauptsätze, wobei immer zwei Zeilen eine rhythmische Einheit bilden. Der Wortlaut der Verse ist dabei weitgehend im Sinne der Originaltexte beibehalten. Einfachheit und Klarheit, Rhythmisierung und Wortwahl schaffen eine eigene neue Poesie.
Die äußere Gestaltung des Buches gefällt. Der Umschlag zeigt über dem Titel die Kalligrafie Der Gnädige inmitten einer reichen Ornamentgestaltung, die sich auf dem Umschlagrücken fortsetzt und dort Hinweise zum Buchinhalt und den Autoren umrahmt.
Die Kapitel sind mit jeweils ornamental und farblich unterschiedenen Schmuckseiten voneinander abgehoben: Die Eröffnende steht auf goldfarbenem Grund mit blauen Anteilen in den Ornamenten. Mit den gleichen Farben wurde das Kapitel der Propheten und Gesandten gestaltet.
Immer wieder schmücken Medaillons mit Kalligrafien von Prophetennamen oder Glaubensinhalten die Anfänge einzelner Kapitel.
Damit entspricht diese Koranausgabe dem Bildverbot, das in einigen Glaubensrichtungen tradiert wird. Die ornamentale Schönheit des Buches würdigt in besonderer Weise den Inhalt.
Für Musliminnen und Muslime gemacht, sollte das Buch aber auch Christen und andere Interessierte neugierig werden lassen. Die sprachliche Dichte der Übertragung in die deutsche Sprache ermöglicht eine vertiefende Wahrnehmung der islamischen Glaubenswelt im Koran. Das Entdecken von "Parallelen in den Glaubensüberlieferungen"¹ und von "tiefergehenden Gemeinsamkeiten"² wird erleichtert und lässt die Nähe der Glaubengemeinschaften spüren.
Die muslimische Autorin und der christliche Autor wünschen sich, "dass die Texte zu den Leserinnen und Lesern sprechen mögen, so dass sie beginnen mit dem Herzen zu "sehen", dass sie ergriffen, ja "verstrickt" werden und dass sie damit mehr Verständnis für die "Urschrift" der eigenen wie die der anderen Religion gewinnen mögen".
Doris Schulz
Anmerkungen:
1) Nasr Hamid Abu Zaid mit Hilal Sezgin, Mohammed und die Zeichen Gottes, Herder 2008
2) Abraham und der Glaube an den einen Gott. Arbeitshilfe Christen und Muslime Nr. 1, Hg. EKiR 2009 , Seite 10
Erscheinungsjahr: 2011
Stichworte: Koran, Muhammad, Gebet, Propheten, Schöpfung